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Vorbereitung auf die Schwangerschaft

Schon vor Beginn einer Schwangerschaft können Maßnahmen ergriffen werden, die spätere schwere Entwicklungs- und Gesundheitsstörungen des neuen Erdenbürgers vermeiden helfen.

Ernährung - Folsäure
Ratsam ist es, schon vor der Empfängnis mit gesunder Ernährung anzufangen. Für die Schwangerschaft wichtige Vitamine und Mineralstoffe finden sich in "naturbelassenen" Lebensmitteln, wie Gemüse, Obst, Milch und Vollkornprodukten. Eine zentrale Rolle spielt schon vor dem Zeitpunkt der Empfängnis an die Folsäure. Sie ist ein Vitamin der B-Gruppe und für das Zellwachstum, die Entwicklung der Organe und des Zentralnervensystems unerlässlich. Das Vitamin ist an der Bildung der DNS (Desoxyribonukleinsäure) beteiligt, dem Molekül für die Struktur und Funktion jeder Körperzelle. Der erhöhte Bedarf an Folsäure ab dem Befruchtungszeitpunkt ergibt sich aus der wichtigen Rolle des B-Vitamins bei der Zellbildung und Zellteilung. Die ausreichende Versorgung muss daher bereits zu Beginn der Schwangerschaft gewährleistet sein, da sich hier aus einer befruchteten Eizelle (Zygote) ungefähr hundert Milliarden Zellen bilden.

Folsäuremangel kann schwerste Schäden, sogenannte Neuralrohrdefekte, beim Kind hervorrufen. Das Neuralrohr ist eine Struktur in der Embryonalentwicklung, die bereits in der zweiten und dritten Schwangerschaftswoche entsteht. Neuralrohrdefekte sind zum Beispiel offener Rücken (Spina bifida), Wasserkopf (Hydrozephalus), teilweises oder komplettes Fehlen des Gehirns (Anenzephalie), Lippen- Kiefer- Gaumen- Segel- Fehlbildung, kurz LKGS-Fehlbildung. Auch Fehlgeburten werden mit einem Folsäuremangel in Verbindung gebracht.

In Deutschland wird von zwei Neuralrohrdefekten auf 1.000 Lebendgeburten ausgegangen. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Einer der Risikofaktoren ist die niedrige Aufnahme von Folsäure vor der Empfängnis und während der ersten Schwangerschaftswochen (perikonzeptionale Phase). Ein erhöhtes Risiko, wieder ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt zu bekommen, haben Frauen, die bereits ein Kind mit solch einem Defekt geboren haben.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DBE) empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren, vorsorglich 0,4 Milligramm Folsäure zusätzlich zur normalen Ernährung aufzunehmen. Nach Absprache mit einem Arzt sollte daher täglich ein Multivitaminpräparat mit der empfohlenen Menge Folsäure oral eingenommen werden. Der in der Literatur oft empfohlene Wert von 800 Mikrogramm setzt sich zusammen aus 400 Mikrogramm aus der natürlichen Nahrungsaufnahme und 400 Mikrogramm aus Ergänzungspräparaten. Ein Schaden durch Überdosierung der Folsäure wurde beim Menschen nicht beobachtet.

Von Natur aus ist das B-Vitamin zum Beispiel enthalten in: Weizenkeimen, Kichererbsen, Sojabohnen, Grünkohl, Erdnüssen, Rosenkohl, Feldsalat, Spinat, Trauben, Orangen und Fleisch. Die Folsäure ist allerdings empfindlich gegen Licht, Sauerstoff und Hitze. Sie wird beim Kochen größtenteils zerstört. Außerdem kann sie wegen ihrer guten Wasserlöslichkeit leicht ausgewaschen werden.

[Merke: 1Gramm (g) =1000 Milligramm (mg); 1 Milligramm (mg) = 1000 Mikrogramm (µg)]