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Neugeborenen-Basisuntersuchung (U2)

Drei bis zehn Tage nach der Geburt findet die Neugeborenen-Basisuntersuchung oder U2 statt. Meistens wird sie in bei einer Klinikentbindung 72 Stunden nach der Geburt durchgeführt. Wenn die Mutter ambulant entbunden hat, ist es wichtig, entsprechend früh einen Termin bei einem Kinderarzt auszumachen. Das Kind wird eingehend körperlich untersucht. Das Gewicht, die Körperlänge und der Kopfumfang werden erneut ermittelt. Die Organe werden abgetastet, Wirbelsäule und Hüften kontrolliert, die Sinnesorgane, Motorik bzw. Reflexe und Nervensystem genau geprüft. Auch die Geschlechtsorgane und der Darmausgang werden untersucht.

Der Arzt wird auch noch einmal die exakte Vorgeschichte des Neugeborenen zusammentragen und die Mutter eingehend nach Schwangerschaftsrisiken, Geburtsverlauf (Atemstillstand oder Krämpfe) sowie nach Schwierigkeiten des Säuglings beim Schlucken oder Trinken befragen.

Unter dem Punkt "Sonstige Bemerkungen" im gelben Untersuchungsheft vermerkt er die Gabe von Vitamin K. Das Vitamin wird oral bald nach der Geburt verabreicht. Es fördert die Blutgerinnung und wirkt Gehirnblutungen entgegen.

Der Kinderarzt informiert im Rahmen dieser Untersuchung auch über die Rachitis- und Kariesprophylaxe. Zur Rachitisprophylaxe werden Vitamin D Präparate verschrieben. Rachitis ist eine Vitaminmangelkrankheit. Fehlt Vitamin D oder bekommt ein Kind zu wenig Sonnenlicht ab, kann das Vitamin D in der Haut nicht in seine wirksame Form umgewandelt werden. Als Folge verzögert sich der Einbau von Mineralsalzen in die Knochen. Beginnt das Kind zu krabbeln oder sich aufzurichten, verbiegen sich durch die Belastung speziell die Beinknochen. Die Folge ist eine frühzeitige Abnützung der Gelenke.

Zur Kariesvorbeugung werden eventuell Fluorpräparate verordnet.

Im Rahmen der U2 ist es üblich, eine Sonographie beider Hüften (Hüftultraschall) durchzuführen. Sie wird dann fünf Wochen später bei einem Orthopäden wiederholt. Mit dieser Ultraschalluntersuchung kann eine sogenannte Hüftdysplasie diagnostiziert werden. Bei dieser Fehlbildung liegen der Hüftkopf und die Hüftpfanne so zueinander, dass sie sich in ihrer Ausformung nicht gegenseitig unterstützen. Die beiden Huftknochen haben einen "schlechten Kontakt" zueinander. Die Hüftdysplasie tritt bei 1 - 3 Prozent der Neugeborenen auf. Besonders gefährdet sind Kinder, in deren Familie es bereits nahe Verwandte gibt, die diese Fehlstellung des Hüftgelenks haben. Häufiger betroffen sind auch Kinder mit Beckenendlage oder Zwillinge. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Bei Mädchen kommt die Hüftdysplasie sechsmal öfter vor als bei Jungen. Wird diese Fehlstellung des Hüftgelenks sehr früh diagnostiziert, so kann sie - rechtzeitig behandelt - völlig ausgeheilt werden. Der Spätfolge dieser Erkrankung, einer Arthrose, wird vorgebeugt. Während der Behandlung werden die Beine des Kindes immer weiter auseinander gespreizt, wodurch der Hüftkopf in die Hüftpfanne gedrückt wird. Sie bilden sich so normal aus. Zum Auseinanderspreitzen der Beine werden Spreitzhosen, -zügel, -gips, -schienen verwendet. Alle Hilfsmittel müssen Tag und Nacht getragen werden. Es gibt Abspreitzgeräte mit denen das Kind krabbeln und sogar laufen lernen kann. Einige Zeit nach Abschluss der Behandlung wird per Röntgenuntersuchung der Behandlungserfolg nachkontrolliert.

Weiterer wichtiger Bestandteil der U2 ist das sogenannte Neugeborenen-Screening. Dabei werden anhand einer Blutuntersuchung bestimmte Stoffwechselerkrankungen festgestellt. Häufig synonym dazu verwendet wird der Begriff Guthrie-Test oder PKU-Test (leitet sich ab von Phenylketonurie). Dazu sind nur ein paar Tropfen Blut aus der Ferse des Babys nötig. Das Neugeborenen-Screening beinhaltet die Untersuchung auf eine Reihe von Stoffwechselerkrankungen, wie beispielsweise Krankheiten des Aminosäurestoffwechsels (Phenylketonurie, Leucinose, Tyrosinämie) und Zuckerstoffwechselstörungen (Galaktosämie). Aber auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Mukoviscidose können erkannt werden. Der PKU-Test (Guthrie-Test) im eigentlichen Sinne wurde entwickelt um die angeborene Stoffwechselstörung Phenylketonurie festzustellen. Bei dieser Krankheit befindet sich zu viel Phenylalanin im Blut, was unter anderem zu geistiger Behinderung führen kann, wenn keine Spezialdiät eingehalten wird. Da sich einige Stoffwechselerkrankungen erst feststellen lassen, wenn das Baby bereits Milch zu sich genommen hat, sollte der Test frühestens 48 Stunden nach der Geburt durchgeführt werden. Das Screening sollte auch erst später gemacht werden, wenn das Kind eine Neugeboreneninfektion hat und mit Antibiotika behandelt werden muss.

Erst seit einigen Jahren wird auch ein Hörtest für die Neugeborenen angeboten. Angeborene Hörstörungen sind nicht so selten. Zwei von 1000 Kindern werden mit einer beidseitigen dauerhaften Hörstörung geboren. Die emotionale und soziale Entwicklung eines Kindes sind davon nachhaltig betroffen. Der Hörtest kann bei den Neugeborenen einfach und ohne große Belastung durchgeführt wird. Wird die Hörstörung bereits sehr früh erkannt und behandelt, so findet die Sprachentwicklung weitestgehend normal statt.

Im Laufe der nächsten Lebensmonate bis zu seinem sechsten Lebensjahr sind noch sieben weitere Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen (U3 bis U9). Für Zwölfjährige gibt es noch die J1, bei der neben der körperlichen Untersuchung die Jugendgesundheitsberatung im Vordergrund steht.